Ruhestand am Horizont – Zeit zur Selbstreflektion

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Wenn es Zeit wird, seinen Ruhestand langsam vorzubereiten. Wie Selbstreflektion dabei unterstützen kann, wie sie funktioniert und was erfolgreiche Selbstreflektion bewirken kann.

Worum geht es?

Wenn ein Schiff am Horizont auftaucht, dann wurden im Hafen schon lange im Voraus sehr viele Dinge geplant: die Ankunftszeit steht fest, der Hafenlotse ist informiert, ein Platz am Kai ist reserviert, die gesamte Entladungslogistik ist minutiös geplant, der Zoll ist benachrichtigt, die Abfall Entsorgung ist vorbereitet und sogar die Abfahrt des Schiffes ist geplant.

Wenig dagegen ist geplant, wenn der Ruhestand erstmalig am Horizont auftaucht.  In der Ruhestandstheorie nennt man diese Phase die „Entfernte Phase“. Sie beginnt mehrere Jahre vor dem Renteneintritt. Man ist noch sehr aktiv im Berufsleben und denkt sehr selten an den Ruhestand. Wenn überhaupt, dann macht man sich Gedanken über die noch verbleibende Zeit in der Firma. Oder man kümmert sich um die Höhe der künftigen Rentenbezüge, um finanziell zu planen. Aber über 80% der Menschen haben sich in dieser Phase noch nicht ernsthaft inhaltlich mit dem Ruhestand auseinandergesetzt. Wobei die künftigen Ruheständler damit auch sehr allein, um nicht zu sagen im Stich gelassen werden. Auf alles im Leben wird man vorbereitet. Auf den Ruhestand wird niemand vorbereitet, da ist jeder auf sich allein gestellt.

Was ist das Problem?

Für die meisten Menschen geht Ruhestand sehr einfach: wie Urlaub zuhause. Lange schlafen, frühstücken, endlich das tun, was man immer tun wollte. Lange und schöne Reisen, Freunde und Bekannte besuchen, sich mehr um die Familie kümmern, den Garten schön machen, viel Lesen und natürlich viel Sport. Aber nach der ersten euphorischen Phase setzt eine Phase der Ernüchterung ein. Es fehlen Strukturen im Alltag, man kommt sich nutzlos vor, erhält keine Wertschätzung mehr und langweilt sich. Man hat keine Aufgaben mehr und kommt sich nutzlos vor. Über ein Drittel der Ruheständler fallen in dieser Phase in eine Krise, teilweise mit Depressionen. Und man hat im günstigsten Fall noch eine Lebenserwartung von 20 bis 30 Jahren.

Warum kann Selbstreflektion ein guter Start in die Ruhestandsplanung sein?

Was kann man also machen? Womit kann man beginnen? Eine der besten Vorschläge für die ersten Schritte ist es, sich selbst bestmöglich kennen zu lernen. Denn um später konkret herauszufinden, was man im Ruhestand gerne machen möchte, ist es zunächst wichtig sich selbst zu kennen.

Das haben leider die wenigsten der Generation der Babyboomer gemacht. Das Motto dieser Nachkriegsgeneration war und ist: „Leben, um zu arbeiten“. Die Eltern haben den Krieg erlebt. Viele begannen sich ein Leben komplett neu aufzubauen. Man war demütig und dankbar. Die Zeit des Wirtschaftswunders war angebrochen. Es ging aufwärts. Wirtschaftswachstum, Aufbau einer Existenz und einer Familie, berufliche Karriere, lange Arbeitszeiten, Stress und Erfolgsdruck. 6 Tage Wochen – das Hamsterrad war eingeschaltet und lief immer weiter. Man lebte ein Leben. Aber leider nicht sein eigenes. Yoga, Meditation, Coaching oder Selbstreflektion waren Fremdwörter.

Der sich am Horizont abzeichnende Ruhestand kann also ein idealer Zeitpunkt sein, um zu beginnen sich selbst zu reflektieren. Aber auch der bereits beginnende Ruhestand, oder wenn man sich bereits längere Zeit im Ruhestand befindet, sind gute Zeitpunkte. Daneben allerdings besteht auch oft die Ansicht, dass man bereits frühzeitig damit beginnen sollte, sein „Selbst“ besser kennen zu lernen, um es erst gar nicht zu den oben aufgeführten Anlässen kommen zu lassen.

Wenn wir körperliche Beschwerden haben, gehen wir zur Behandlung damit zum Arzt oder Zahnarzt. Zusätzlich achten wir auf gesunde Ernährung und viel Bewegung für unseren Körper. Aber warum betreiben wie diese Anstrengungen und Vorsorgen nicht auch für unseren Geist und unsere Seele?

Wie bedeutet Selbstreflektion?

Selbstreflektion bedeutet, sich endlich einmal Zeit zu nehmen, intensiv über sich nachzudenken und sein Denken, Fühlen, Handeln zu analysieren. Sich kritisch zu hinterfragen, um die entsprechenden Schlussfolgerungen für die nächste Lebensphase daraus zu ziehen.  Kennen wir uns und unsere Stärken und Ressourcen besser, lassen sich Entscheidungen viel besser treffen und Dinge nach unserem Lebensentwurf priorisieren und planen. Insbesondere die letzten Jahre im Job und die folgenden Jahre im Ruhestand.

Selbstreflektion ist eine sehr persönliche und individuelle Angelegenheit.  Ob und wie man reflektiert, bleibt daher letztlich jedem Einzelnen selber überlassen. Aller Anfang ist dabei schwer. Tatsächlich lässt sich Selbstreflektion allerdings lernen und trainieren. Sie besteht aus dem Beantworten vieler verschiedener Fragen, die man sich je nach Anlass stellen sollte. Selbstreflektion kann schriftlich passieren, man kann es allein machen oder mit Unterstützung durch einen Coach, Mentor oder Freund. Man kann zudem in verschiedenen Seminaren oder Workshops Techniken zur Selbstreflektion lernen und ausprobieren.

Weiterhin sollten man auch die zeitlichen Dimensionen berücksichtigen. Man sollte sein Leben zunächst als Gesamtheit reflektieren und danach eher grundsätzliche und daher langfristige Ziele setzen. Anschließend daran dann mittel- und kurzfristige Ziele. Inwieweit man seine Ziele erreicht, sollte man regelmäßig überprüfen. Diese Überprüfung kann jährlich, monatlich, wöchentlich oder täglich, z.B. in Form von Tagebüchern passieren.

Allerdings sollte man dabei auch nicht überziehen. Wer sich stets und ständig hinterfragt wird nicht zur Ruhe kommen. Er wird im Überlebensmodus verharren, statt in den entspannteren Entfaltungsmodus zu kommen.  Mit verschiedenen Ritualen und Routinen aber kann man Reflexionsübungen in seinen Alltag leicht integrieren. Jeder so, wie er es für sich am besten findet.

Welche Beispiele für Selbstreflektion gibt es?

Morgens: Sogenannte „Morning Pages“ sind eine freie Form des Brainstormings. Dabei wird morgens nach dem Aufstehen handschriftlich und ganz intuitiv geschrieben, ohne sich vorher Gedanken über Thema und Stil zu machen. Durch diese „Gedankenentleerung“ kommen viele zu erstaunlichen Erkenntnissen über sich selbst.

Nach der Arbeit: Um die mitunter vielen Themen aus der Arbeitswelt auch dort zu lassen, sollte man am Ende eines Arbeitstages Bilanz ziehen über das am Tag Erreichte. Zugleich erstellt man eine To-do Liste für den nächsten Tag.

Abends: Vor dem Schlafen gehen bietet es sich an, den Tag Revue passieren zu lassen und sich ein paar Notizen dazu aufzuschreiben. In einem Tagebuch oder Bullet Journal. Was ist gut gelaufen? Was war Dein größter Erfolg? Wofür bist Du dankbar?

Journaling: Das sogenannte “Journaling” hat nachweisbar enorme positive Effekte auf Psyche und Gesundheit. Wichtig dabei ist es auf echtem Papier zu schreiben. Durch Schreiben wird nachweislich die linke, analytische Gehirnhälfte beschäftigt, sodass die rechte, kreative Gehirnhälfte zum Zug kommen kann. So werden durch das Schreiben Themen aus dem Unterbewusstsein hervorgeholt, auf die man durch reines Nachdenken eher nicht gekommen wäre.

Meditation: Ob man es Gebet oder Meditation oder wie auch immer nennt, ist zweitrangig. In allen Fällen findet man innere Ruhe und gewinnt Klarheit im Geist. Mit ein wenig Übung kann man dabei Antworten auf brennende Fragen finden sowie an mentaler Stärke gewinnen.

Spazieren/Wandern/Laufen: Bewegung in der Naturhat zahlreiche Vorteile und ist nicht nur für den Körper gut. Gerade in Zeiten von Home Office und mangelnder Bewegung werden Geist und Sinne aktiviert, unsere Kreativität und unsere Konzentration gefördert. Bewegung führt zudem zu Stressabbau und steigert unser Selbstwert- und Körpergefühl.

Selbstgespräche: Auch Selbstgespräche vergrößern den Erfolg. Sie fungieren wie ein Ventil: Wut, Trauer und Frust können sich so erst gar nicht in uns hineinfressen. Unklare Gedanken und Gefühle werden in Worte gefasst und sortiert und Entscheidungen erleichtert.

Was sind die Top 10 Resultate erfolgreicher Selbstreflektion?

Was ehrliche, selbstkritische, gewollte und wirklich ernst genommene Selbstreflektion im günstigsten Fall bewirken kann. Hier die Top 10 Resultate bzw. Wirkungen erfolgreicher Selbstreflexion:

  1. Du bekommst Klarheit darüber, was du wirklich willst und was für dein Leben wesentlich ist.
  2. Du lernst Dich besser kennen und verstehen. Deine Stärken, deine Schwächen, deine Kompetenzen, deine Werte, deine berufliche und private Motivation. Deinen Charakter und deine Persönlichkeit.
  3. Du trainierst strukturiertes und analytisches Denken.
  4. Du schöpfst deine Potenziale aus und erreichst mehr.
  5. Du nutzt Deine Erfahrung und lernst aus Fehlern.
  6. Du bekommst Klarheit über dein Wirken und deine Wirkung.
  7. Du bringst Arbeitszeit und Lebenszeit in Einklang.
  8. Du lernst achtsamer mit dir selbst umzugehen.
  9. Du überwindest Selbstzweifel und Ängste und lernst positives Denken.
  10. Du lebst bewusster, wirst zufriedener, glücklicher, erfüllter, dankbarer und insgesamt ein besserer Mensch.

Klingt das attraktiv ? In unserer Coachingpraxis beginnen wir oft mit einer Selbstreflektion über den Stand des eigenen Lebens. Eine Standortbestimmung in 12 Bereichen des Lebens sowie eine Selbstreflektion über Stärken, Interessen, Lieblingstätigkeiten und die eigene Persönlichkeit als Basis für Ideen, was und wie man in Zukunft sein möchte und was man machen möchte. Wer schon mit Erfahrungen aus der Selbstreflektion in unsere Sitzungen kommt, hat damit natürlich einen sehr guten Start.

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Informationen über unsere Angebote zum Thema Ruhestandcoaching und Interne Fortbildungsmaßnahmen für Vorgesetzte und Mitarbeiter rund um das Thema Ruhestand finden Sie unter www.ziemlich-bester-ruhestand.de

Informationen über Einzelcoachings rund um berufliche Themen finden Sie unter www.peterlennartz.de sowie  www.unternehmensberatung-warnke.de