Top 10 Fragen und Antworten zum Ruhestand

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1. Welche grundsätzlichen Gemeinsamkeiten gelten für alle zukünftigen Ruheständler?

Antwort: Bei allen zukünftigen Ruheständlern handelt es sich beim Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit um das Ende der vermutlich längsten Lebensphase. Es gibt Menschen, die als Auszubildender mit 18 Jahren begonnen haben und danach über 45 Jahre gearbeitet haben. Manchmal sogar beim gleichen Arbeitgeber. Für jeden Ruheständler findet daher mit der Beendigung der Erwerbstätigkeit der wahrscheinlich größte Umbruch oder Übergang seines Lebens statt. Vergleichbar nur mit Ereignissen wie die Einschulung, das Ende der Ausbildung oder des Studiums bzw. dem Berufsstart, Hochzeit, Geburt oder dem Tod von sehr wichtigen Menschen.

Die jetzt in Rente gehende Generation der Baby Boomer ist im Durchschnitt die wohl gesündeste älter werdenden Generation die es ja gab. Sie haben nach Aufgabe der beruflichen Tätigkeit noch eine Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren, also fast doppelt so lange als noch ihre Eltern. Viele haben mit 60 Jahren eine eher jugendliche Denkweise, sehr sportlich und sind daher auch im Alter noch sehr leistungsfähig. Sie haben also noch sehr viele und vermutlich auch sehr schöne Jahre vor sich, in denen sie endlich Zeit für Aktivitäten nehmen können, die sie vorher nicht hatten. Sie haben allerdings auch eine andere Anspruchshaltung an das Leben im Alter als noch ihre Eltern.

2: Welche Typen unterscheidet man bei den Ruheständlern aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeiten?

Antwort:  Der jeweils ausgeübte Beruf hat entscheidenden Einfluss darauf, wie man den Eintritt in den Ruhestand bewertet. Man kann dabei grundsätzlich zwei Typen unterscheiden.

  1. Typ A: Gott sei Dank endlich Schluss mit dem Beruf. Das Berufsleben war eher nicht so toll. Diese Erwerbstätigen können den Tag, an dem sie in den Ruhestand gehen, nicht früh genug herbeisehnen.Ihr Beruf war körperlich und /oder psychisch sehr herausfordernd. Beispiele dafür sind z.B. Berufskraftfahrer, Schichtarbeiter, Bauhelfer, Straßenbauarbeiter, Handwerker oder Mitarbeiter in der Pflege. Oder der Beruf diente ausschließlich dem Geldverdienen und hatte mit wenig Sinn zu tun. Beispiele hierfür sind Call Center Mitarbeiter, Kassierer, Büroangestellte oder Beamte.

Für all diese Menschen ist der Beginn der Rente zunächst einmal eine Erlösung und ein Gewinn, weil sie mit der ungeliebten und/oder anstrengenden Arbeitstätigkeit abschließen können. Grundsätzlich freuen sie sich auf den Ruhestand. Zwar können mit dem Ende der beruflichen Tätigkeit auch Verluste wie z.B. soziale Kontakte auf der Arbeit und insbesondere finanzielle Verluste verbunden sein. Aber diese Verluste werden überstrahlt von den positiven Auswirkungen der Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit.

  • Typ B: Leider schon Schluss mit dem Beruf. Dagegen gibt es auch viele Erwerbstätige, die sehr mit ihrem Beruf verbunden sind. Sie lieben ihren Beruf, der sinnstiftend ist und zugleich ein Stück seiner sozialen Identität ausmacht. Sie haben sich über ihren Beruf definiert und haben durch ihn einen Status erlangt. Typische Beispiele dafür sind Berufe wie z.B. Vorstände und Geschäftsführer von großen Unternehmen, Richter, Hochschulprofessoren, Chefärzte, bekannte Wissenschaftler, Architekten, Politiker, Künstler, Schriftsteller etc. Sie haben selten den Arbeitgeber gewechselt.

Am Ende der beruflich geprägten Lebensphase steht für diesen Typ zunächst einmal überwiegend der Verlust. Der Verlust von Gewohnheiten, von liebgewonnenen Strukturen und Routinen, von sozialen Kontakten zu Kollegen, von Anerkennung und Wertschätzung und von Erfolgserlebnissen. Der Verlust von Status. Der Verlust von Aufgaben, von Zugehörigkeit zu einem vertrauten, sozialen System. Und es bedeutet durch den Wechsel in die Systeme der Altersversorgung üblicherweise auch den Verlust von Einkommen und dadurch von Lebensstandard. Aber auch der Verlust von Wertschätzung. Diese Gruppe freut sich daher weniger auf den Ruhestand und hat eher Angst vor diesem doch sehr signifikanten Wechsel in ungewisse Zeiten.

3.  Gibt es Unterschiede bei der Vorbereitung auf den Ruhestand? Wenn ja, welche?

Antwort: Auch hier können wir zwei grundsätzliche Typen unterscheiden. Diejenigen die sich gut vorbereitet haben, und diejenigen, die sich nicht gut vorbereitet haben. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein.

Die Gruppe, die den letzten Tag der Berufstätigkeit herbeisehnt und sich auf den Ruhestand freut, hat allen Grund sich sehr früh Gedanken zu machen über die Zeit danach. Aber auch ohne einen großen Plan ist ihr zunächst größter Gewinn der endgültige Ausstieg aus dem Berufsleben.

Die Gruppe derjenigen, die ihren Beruf liebt, wird sich entweder wenig oder keine Gedanken machen, weil sie Angst vor der Zeit danach haben. Oder aber sie kann das Risiko in das sie laufen sehr gut abschätzen und beginnen trotzdem, sich rechtzeitig einen Plan zu machen.   

  1. Typ A: Gut vorbereitet. Diejenigen, die sich auf die Zeit nach dem Ruhestand gut vorbereitet haben und/oder finanziell unabhängig sind, können endlich eigene Ziele verfolgen. Der Sinn im Alter dieser Gruppe ist endlich mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbies und Reisen zu haben. Sie können also insgesamt das machen, was sie bisher nicht machen konnten. Zudem können sie aber auch weiter in Bereichen arbeiten, in denen sie sich selbst verwirklichen können und um weiterhin Wertschätzung und Anerkennung zu erhalten. Selbstständig, als Angestellter (z.B. auf 450 EUR Basis ggfs. bei Ihrem alten Arbeitgeber) und/ oder ehrenamtlich.
  • Typ B: Nicht gut vorbereitet. Sie versuchen länger im Job zu bleiben, um das Ende der geliebten Tätigkeit so weit wie möglich hinaus zu schieben. Auch weil sie sich hier sicher fühlen. Und Angst haben vor einer unsicheren Zukunft ohne diese Komfortzone. Überlegungen für die Zeit danach finden bei Ihnen einfach keinen Raum. Es gibt täglich neue Aufgaben und Herausforderungen, mit denen sich Gedanken an den letzten Tag gerne verschieben lassen. Sie haben ihre Karriere erfolgreich bestritten und gehen davon aus, dass sich auch in der Zeit danach alles problemlos ergeben wird.

4. Mit welchen positiven Aussichten sollte der Ruhestand grundsätzlich verbunden sein?

Der Beginn des Ruhestands sollte grundsätzlich eher als der Anfang einer neuen, schönen Lebensphase angesehen werden, die sehr viel Positives mit sich bringt. Zu Beginn dieses neuen Lebensabschnitts hat man die einmalige Chance einer Neubewertung, indem man seine Werte und seine Lebensweise grundsätzlich überdenkt, in Frage stellt und ggfs. ändert. Man kann sich einen Lebensentwurf für die kommenden Jahre entwerfen, auf den man sich freuen kann. Man kann sich positiv mit der neuen Welt auseinandersetzen und sich auf neue Hobbies, neue Interessen, neue Reisen, auf Zeit für Familie und Freunde und auf vieles mehr freuen.

Nach einer Studie betrachten zwei von drei Personen diese Neubewertung als einen gesunden Prozess, der es wichtig ist, durchzuarbeiten. Mehr als drei Viertel der Befragten sahen den Beginn des Ruhestandes eher als den Anfang von etwas als das Ende.

Ein wichtiges Ergebnis in diesem Zusammenhang war aber auch, dass man sich dem Prozess einer Neubewertung unterziehen sollte. Tut man dies nicht und geht unvorbereitet in den Ruhestand, besteht die Gefahr das man in eine Sinnkrise gerät. Nach der Studie hatten fast die Hälfte der befragten Ruheständler direkt oder indirekt eine derartige Krise erlebt.

5.  Ab wann ist es zweckmäßig sich dem Thema Ruhestand zu widmen?

Antwort:  Wie immer hängt die Beantwortung dieser Frage sehr vom Einzelfall ab. Wir sind der Meinung, dass man sich bereits 2-3 Jahre vor der Beendigung der beruflichen Tätigkeit mit dem Thema beschäftigen sollte. Dadurch erreicht man, dass man sich gedanklich bereits auf den Zeitpunkt der Beendigung und den Abschied eingestellt hat. Man hat zudem auch noch genügend Zeit, sich Fort- oder Weiterzubilden, wenn man beruflich noch mal einen Neustart hinlegen möchte. Oder wenn man eine neue Fremdsprache erlernen möchte. In solchen Fällen sorgt diese Vorbereitung dann für einen fließenden Übergang, man fällt nicht in ein Loch.

Es gibt allerdings auch Fälle, bei denen es durchaus Sinn macht sich schon früher im Alter in seinen 50gern mit seiner Lebensplanung beschäftigen kann. Dann nämlich, wenn es zu diesem Zeitpunkt eine signifikante berufliche Veränderung gibt, wie z.B. der Umzug in eine andere Stadt oder ein anderes Land. Dann helfen Überlegungen sowohl die berufliche als auch die Lebensplanung zu reflektieren und entsprechende Entscheidungen zu treffen.  

6. Wie kann man sich auf den Ruhestand vorbereiten?

Antwort: Es wird nicht nur einen Weg geben, sich richtig auf den Ruhestand vorzubereiten da es sehr viele individuelle Lebenssituation gibt. Wir haben daher eine Liste von möglichen Aktivitäten zusammengestellt, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben sollte:

  1. Beschäftigen Sie sich frühzeitig mit dem Thema
  2. Denken Sie daran, dass dies letztendlich ein gesunder Prozess ist, den es zu durchlaufen gilt
  3. Mindset ist alles: Sehen Sie den Ruhestand eher als den Beginn einer schönen Lebensphase als das Ende der bisherigen Lebensphase
  4. Teilen Sie Ihre Gefühle mit und erwägen Sie, mit einem vertrauenswürdigen Freund, ihrem Hausarzt, einem Mentor oder einem Ruhestands Coach über Ihre Anliegen zu sprechen.
  5. Denken Sie über Ihre Werte nach und machen Sie eine Liste aller Dinge, die Sie in Ihren verbleibenden Jahren erreichen möchten
  6. Entwickeln und pflegen Sie ein starkes Support-Netzwerk.
  7. Arbeiten Sie ggfs. länger, auch wenn es nur Teilzeit oder freiwillig ist.
  8. Behalten Sie einen gesunden Körper und Geist und stehen dem Alter grundsätzlich positiv gegenüber. Nehmen sich junge Alte zum Vorbild: Konrad Adenauer, Wolfgang Schäuble, Joe Biden, Mick Jagger, Bruce Springsteen, Udo Lindenberg, Iris Apfel
  9. Erstellen Sie eine Bucket-Liste mit einer Zeitschiene.
  10. Schreiben Sie Tagebuch.

7.  Wie sieht die Begleitung durch Coaching aus? 

Antwort:  Wir bieten eine persönliche Begleitung in Einzelcoachings an. Online und vor Ort. Gespräche unterstützt von einem erprobten und strukturierten Prozess, interaktiven Tools und unserem Input zu verschiedenen Themen rund um den Ruhestand. Wir wollen die Freude am Altern und am Ruhestand wecken. Im Mittelpunkt unserer Begleitung steht der Mensch mit seinen Fähigkeiten, seinen Werten, seinen Talenten, seinen wirklichen Interessen sowie seinen Wünschen und seinen Träumen.

Ähnlich wie im regulären Coaching, gibt es grundsätzliche Schritte, die wir mit unseren Klienten durchlaufen, die im Detail allerdings abhängig vom Einzelfall sind. Diese Schritte sehen wie folgt aus:

  1. Wo stehe ich gerade im Leben? Wir beginnen mit einer strukturierten Standortbestimmung. Wir Besprechen was der Ruhestand allgemein bedeutet und setzen uns gemeinsame Ziele für unsere Begleitung.
    1. Wer bin ich? Nach der Standortbestimmung geht es in eine intensive Reflektion, in der es um die Persönlichkeit, die Stärken und Kompetenzen, die Interessen, die Glücksquellen und um die Werte des Klienten geht.
    1. Wer möchte ich sein? Aus diesen Reflektionen heraus entwickeln wir erste Ideen und Ziele für das zukünftige Thema im Ruhestand. Welchen Sinn soll diese Phase haben und wie soll die zukünftige Rolle des Klienten darin aussehen? Wie soll sein Lebensthema aussehen?  
    1. Was möchte ich konkret tun? Im letzten Schritt geht es darum zu überlegen, wie man seine vielen Ideen und Träume ganz konkret in die in die Tat umsetzen kann. Welche Quellen können dabei unterstützen? Welche Ressourcen gibt es? Wer kann helfen?

Man sollte seinen Lebensentwurf ruhig schriftlich festhalten, um im weiteren Verlauf den Fortschritt ständig zu messen. Und man sollte nicht verzagen, wenn man nicht alles schafft und seine Strategie entsprechend ändern bzw. anpassen.

 7. Welche Bedeutung hat Arbeit für die zukünftige Rentnergeneration für unsere Gesellschaft

Antwort: Makroökonomisch gesehen werden wir in Deutschland bis zum Jahr 2030 nach aktuellen Berechnungen rund 4 Millionen Erwerbstätige netto verlieren. Dabei sind Zuwanderungen bereits eingeplant. Um unseren Wohlstand zu halten, muss unsere Wirtschaft weiterwachsen. Wenn wir weniger Erwerbstätige haben, kann sie aber nur über Produktivitätsgewinne wachsen. Das muss in den nächsten Jahren insbesondere in den Bereichen öffentlicher Dienst und Gesundheitswirtschaft passieren. Insofern würde die Tätigkeit von Babyboomer über den Renteneintritt hinaus der Wirtschaft insgesamt sehr guttun. Das Problem würde es natürlich nicht lösen.

8. Welche Bedeutung kann Arbeit im Ruhestand für den Einzelnen haben?

Antwort: Eine berufliche Tätigkeit nach Eintritt in die Rente ist für den Einzelnen aus drei sehr unterschiedlichen Motivationen durchaus attraktiv:

  1. Nicht immer reichen die Rentenbezüge für ein Leben wie man es sich vorstellt. In diesem Fall ist es wünschenswert, sich etwas hinzuzuverdienen, um sich den Lebensstandard zu leisten, den man sich wünscht. Oder um sich etwas Besonderes zu leisten, wie zum Beispiel eine große Reise oder sonstige umfangreichere Anschaffungen.
  2. Unabhängig ob es wirtschaftlich notwendig ist oder nicht, kann eine Fortführung der Arbeit nach dem Renteneintritt auch verhindern, dass man in ein Loch fällt. Man hat weiterhin soziale Kontakte, man erhält Anerkennung und Wertschätzung. Man kann dies in seinem bisherigen Job 1:1 weiterführen – natürlich in geringerem Umfang und auch nur dann, wenn man Spaß daran hat. Idealerweise sogar bei seinem bisherigen Arbeitgeber, wenn es dort an Nachwuchs mangelt. Oder man wechselt seine Rolle in eine Tätigkeit, bei dem man eine Erfahrungen aus seiner bisherigen beruflichen Tätigkeit weitergibt, z.B. als Ausbilder im Handwerk oder als Mentor oder Coach.
  3. Während man in den ersten beiden Beispielen an seinen bisherigen Beruf anknüpft, gibt es auch die Möglichkeit, etwas ganz Neues auszuprobieren. Zum Beispiel dann, wenn man froh ist, seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben zu müssen. In diesem Fall sollte man sich überlegen, welche Talente man hat, wozu man Lust hätte und was es an zusätzlicher Ausbildung benötigt, um einen Neustart zu wagen. Ich denke dabei an das Beispiel einer Dame, die mit über 60 Jahre noch den Beruf einer Heilpraktikerin erlernt hat und sehr erfolgreich bis in ihre 70ger Jahre eine eigen Praxis führte.   

9. Warum geraten trotzdem so viele Menschen beim Eintritt in den Ruhestand in eine Krise?

Antwort: Wenn der Tag X wirklich kommt und man sich nicht ausreichend darauf vorbereitet hat, wird der Schalter mit einem Ruck umgelegt: ohne eine wirkliche Übergangs- und Anpassungszeit geht es über von Tagen höchster Anspannung im Beruf in den Ruhestand. Keine Meetings, keine Mails, keine Kollegen, keine Aufgaben. Plötzlich ohne Funktion, nur noch Privatperson.  Mit sehr viel Zeit.

Von einem Tag auf den anderen verliert man Anerkennung, Wertschätzung, Strukturen, Status und soziale Kontakte. Insbesondere dann, wenn man als Unternehmer, Führungskraft oder als Selbständige tätig gewesen waren. Dies ist aber auch der Zeitpunkt, an dem man beginnt zu reflektieren und zu grübeln. Dann kommen beim Rückblick auf das bisherige Leben grundsätzliche und sehr elementare Fragen auf den Tisch, die sich viele Menschen wahrscheinlich so noch nie gestellt haben. Weil sie relativ unreflektiert durch ihr Leben gegangen sind. Nun stellt man sich zum ersten Mal Fragen über den Sinn des Lebens, zur eigenen Persönlichkeit, zum Selbstwert oder auch zu sozialen Bindungen. Und man vergleicht sich mit anderen. Und stellt dabei vielleicht fest, dass man vieles in seinem bisherigen Leben verpasst hat.

Langsam aufkommende Langeweile, die viele Zeit zum Nachdenken, zusätzliche Probleme in der Partnerschaft und andere Einflüsse können dann schnell zu Konflikten, zu Ängsten, Depressionen oder sogar zu Herzinfarkten führen. Was der Beginn einer schönen Lebensphase sein sollte, führt ohne die richtige Vorbereitung und Planung dann in eine ernsthafte Sinnkrise.

Aber es gibt noch weitere Gründe, die vorliegen können:

  1. Babyboomer haben in der Regel später als ihre Eltern eine Familie gegründet, Sie haben daher auch Kinder später bekommen. Ihre Kinder werden dadurch später erwachsen und verlassen das Elternhaus oft erst zu der Zeit, in der die Eltern in den Ruhestand gehen. Oder müssen sogar weiterhin finanziell gefördert werden, was mit normalen Rentenbezügen schwieriger wird. Daher gibt es finanziell begründete Ängste vor dem Eintritt in den Ruhestand. 
  2. Viele Kinder haben heute selber mit der Quarter-Life Crisis zu kämpfen. Die Folgen der Pandemie, des Krieges, die Wirtschafts- und Energiekrise sowie die immer näher rückende Klimakrise sowie der demographische Wandel zuungunsten der nachfolgenden Generation verdunkeln aktuell ihre Zukunftsperspektiven. Das beschäftigt auch die Eltern.
  3. Das Haus bzw. die Wohnung ist leer, Ehepaare werden zu Empty Nestern. Das Haus muss möglicherweise verkleinert oder sogar verkauft werden.
  4. Man war Workaholic und/oder hat in der Arbeit seine Erfüllung gefunden ohne ein privates soziales Netz aufgebaut zu haben und hat sich mit seinem Partner auseinandergelebt, ohne es bemerkt zu haben. Es kommt nach dem Eintritt des Rentenereignisses zu ständigen Reibereien mit dem Partner und/oder zur sog. grauen Scheidung.
  5. Man beginnt spätestens jetzt, sich verstärkt Gedanken um das Altern und um die eigene Endlichkeit zu machen. Körper und Geist verändern sich im Alter und benötigen andere Bewegungen, andere Sportarten, andere Ernährung und ganz andere geistige Tätigkeiten als in all den Jahren davor. Darüber beginnen viele spätestens jetzt ernsthaft nachzudenken, weil es konkreter und am eigenen Leib spürbar wird. 

10. Was sind die zentralen Punkte, an denen man die Krise erkennt?

Antwort: Das erste halbe Jahr nach dem regulären Renteneintritt gilt als eine für die eigene Gesundheit sehr gefährliche Phase, in der es sehr oft zu Depressionen, Herzinfarkt, Burnout, psychischen und physischen Krankheiten kommt.  Anzeichen einer sich anbahnenden Krise sind bzw. können sein:

  1. Aufkommende Langeweile ohne richtige Aufgabe nach einer ersten Phase mit Ausruhen, lange Schlafen, Lesen, Golf + Reisen. Es fehlen die festen Strukturen im Alltag.
  2. Streit mit dem Partner, fehlende Motivation. Schlechte Laune, wenig eigene Aktivitäten, Gewichtszunahme. Man wird zu einem mürrischen alten Menschen, der überwiegend in der Vergangenheit lebt.
  3. Man beginnt seine Lebensleistungen und Lebensentscheidungen zunehmend kritisch zu hinterfragen und bereut und bedauert, was man alles versäumt und nicht gemacht hat. Und was nicht mehr nachholen kann.
  4. Man vergleicht sich zunehmend mit anderen – oft nicht zum eigenen Vorteil.
  5. Man denkt viel über Krankheiten nach und sorgt sich um seine Gesundheit. Man denkt zunehmend über die eigene Sterblichkeit und sein Vermächtnis
  6. Die intensive Zeit zum Nachdenken und Reflektieren über den Sinn und Zweck des eigenen Lebens führt zu Gefühlen von Reue, Groll, Angst und ggfs. Depressionen