Die wahre Bedeutung der Arbeit erkennen

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Welchen Stellenwert hat die Arbeit in unserem Leben? Warum sollte man sich bereits vor dem Ruhestand mit der Bedeutung seiner Arbeit beschäftigen? Warum Arbeit ab 66 Jahren die Lebenszufriedenheit erhöht und die frühe Rente nicht die beste Lösung für hohe Lebenszufriedenheit darstellt.

Einleitung

Ich kann mir einige Kommentare zu diesem Artikel in unseren hektischen und medial wirren Zeiten bereits jetzt sehr gut vorstellen. Da wird es heißen, dass es auch nur denjenigen einfallen kann über den Stellenwert der Arbeit im Leben zu sinnieren, die nicht jahrelang geschuftet haben, um dann eine Rente auf Almosenniveau zu erhalten. Und die darüber hinaus auch keine Ahnung davon haben, wie sehnsüchtig die meisten Berufstätigen den ersten Tag ihres Ruhestandes herbeisehnen. Den Tag, an dem sie endlich von der Last der Arbeit befreit werden. An dem sie endlich frei von Zwängen sind. Der Beginn eines wunderschönen lebenslangen Urlaubs, in dem man der Arbeit keine Träne hinterher weint.

Ja, das mag auf einige, vielleicht auf viele oder sogar auf sehr viele Erwerbstätige zutreffen. Aber auf viele Erwerbstätige trifft es auch nicht zu. Denn diese Gruppe beginnt sich bei näherkommenden Rentenbeginn langsam darüber Gedanken zu machen, was an die Stelle der Arbeit in ihrer neuen Lebensphase treten könnte.  Es mischt sich das Gefühl der Freude über den Ruhestand mit dem unguten Gefühl einer gewissen Unsicherheit, wie es denn sein wird. Ohne Arbeit. Ohne Strukturen.

Sie beginnen daher über die wahre Bedeutung der Arbeit in ihrem Leben etwas intensiver als bisher nachzudenken. Denn anders als die jüngeren Generationen, haben sie bisher wenig bis kaum über die Bedeutung und den Sinn ihrer Arbeit reflektiert. Sie haben jahrzehntelang hart gearbeitet, ohne über den Wert ihrer beruflichen Tätigkeit nachzudenken. Und werden sich erst jetzt darüber bewusst, welchen Stellenwert die Arbeit in ihrem Leben eingenommen hat.

Denn eines ist klar: Die Bedeutung der Arbeit für die jetzt in den Ruhestand gehende Generation ist eine vollkommen andere als für die jüngeren Generationen. Babyboomer sind durch den Einfluss der Nachkriegsjahre, dem Aufbau des Landes und dem daran anschließenden Wirtschaftswunder geprägt von einer starken Arbeitsmoral. Von Fleiß, von Disziplin, von der Gründung einer Existenz sowie wachsendem Wohlstand. Begleitet vom immer schneller werdenden technischen Fortschritt und einer sehr langen Phase ohne einschneidende Ereignisse wie Kriege.

Die Fragen, die sie sich bei näher kommenden Ruhestand über die Arbeit stellen und über die sie etwas gründlicher reflektieren müssen sind folgende 3 Fragen:

  • Welche Bedeutung hatte Arbeit grundsätzlich in meinem Leben?
  • Welchen Stellenwert hatte Arbeit in meinem Leben?
  • Was tritt an die Stelle der Arbeit im zukünftigen Ruhestand?

Diese Fragen zu beantworten, fällt sicherlich nicht immer leicht. Warum es aber sehr wichtig ist sich diese Fragen zu stellen und sie zu beantworten, erläutern wir im folgenden Beitrag. Und selbst für diejenigen, die nur an den ersten Tag der Rente als Befreiung von der Arbeit denken, sollten die Beantwortung dieser 3 Fragen nicht ganz unwichtig sein.

Welche grundsätzliche Bedeutung hat Arbeit im Leben?

Bedenkt man die Zeitspanne, in der wir üblicherweise erwerbstätig ist – beginnend mit Praktika und dem ersten Job hin über verschiedene Arbeitgeber, verschiedene Standorte, verschiedene Rollen und Aufgaben sowie verschiedene Kolleginnen und Kollegen bis zum Zeitpunkt des Rentenbeginns, dann sprechen wir über einen Zeitraum von rund 40 Jahren. Also über den längsten Zeitraum in unserem Leben. Was unserer beruflichen Tätigkeit allein aus zeitlicher Sicht einen überragenden Stellenwert einräumt.  

Die Bedeutung der Arbeit hängt dann sehr stark mit unserem Beruf zusammen. Haben wir das große Glück einen Beruf zu haben, der uns die Chance zur Selbstverwirklichung einräumt? Zum selbständigen und selbstbestimmten Arbeiten? Ein Job, der es uns ermöglicht, unsere persönlichen Interessen und Fähigkeiten einzubringen und zu verwirklichen? Ein Job, der uns Freiheiten lässt? Und der uns daher zufrieden und glücklich macht? Dann haben wir das große Los gezogen.

Oder haben wir einen Beruf, der lediglich Mittel zum Zweck ist? Der unattraktiv, langweilig und körperlich anstrengend ist? Der ausschließlich dazu dient Geld zu verdienen, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen? Nicht mehr – und nicht weniger? Dann wird der Beruf sehr wahrscheinlich eine viel geringere Bedeutung haben als bei einem erfüllenden Beruf. Allerdings können auch hier andere Aspekte eine Rolle spielen. Hat man trotz des schlechten Jobs z.B. tolle Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden? Trage ich mit meiner Tätigkeit im weitesten Sinn zum Wohl unserer Gesellschaft oder zur Umwelt bei? Dann wiederum steigt die Bedeutung der Abeit, allerdings aus anderen als den vorgenannten Gründen.  

Zudem hängt die Bedeutung der Arbeit auch stark von unseren eigenen Interessen, von unseren Fähigkeiten und Talenten, von unseren Stärken und Kompetenzen, von unseren verschiedenen Bedürfnissen und auch von unseren Erwartungen an unseren Beruf ab.

Aber: in welchem Beruf man auch immer gelandet ist und welche Präferenzen und Erwartungen man an ihn hat. Es gibt einige grundlegende Aspekte, die für fast jeden Beruf gelten. Für den einen mehr, für den anderen weniger.

Finanzielle Aspekte: Geld zu verdienen ist nach einer Befragung von Statista [1] für 72 % der Menschen die wichtigste Motivation, um zu arbeiten. Arbeit ermöglicht es, Geld zur Befriedigung unserer Grund- und Sicherheitsbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Wohnen und Gesundheit zu verdienen. Ein fester Arbeitsplatz, ebenso wie eine selbständige Tätigkeit, sollte im Idealfall die eigene finanzielle Sicherheit und Vorsorge für das Alter ermöglichen. Ebenso wie für Familie und Angehörige.

Nicht zu leugnen ist allerdings, dass bei vielen berufstätigen Menschen trotz harter Arbeit aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten mit ihrem Lohn diese Grundbedürfnisse immer schwieriger zu befriedigen sind.

Soziale Aspekte: Mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen ist nach dem finanziellen Aspekt der zweitwichtigste Aspekt. Arbeit befriedigt damit einen großen Teil unserer sozialen Bedürfnisse. Sie ermöglicht die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, den Arbeitskollegen und -kolleginnen. Sie ermöglicht uns zu kommunizieren, zu kooperieren, zu lernen, Spaß zu haben, sich auszutauschen und gemeinsam an Zielen zu arbeiten. Und sich dabei gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Und wenn man mit denselben Kollegen und Kolleginnen zusammenarbeitet, dann betrifft dieses Zusammensein einen großen Teil unserer Zeit.

Arbeit kann uns also ein Gefühl der Zugehörigkeit geben. In besonderen Fällen entstehen aus Arbeitsbeziehungen Bekanntschaften oder sogar Freundschaften.  Viele Beziehungen entstehen durch die Zusammenarbeit während der Arbeit.

Der soziale Aspekt ist in starkem Maß von der Ausgestaltung der Arbeit als auch von unserer Persönlichkeit abhängig. Als Mitglied eines Teams im Büro, auf Baustellen oder im Krankenhaus arbeiten wir ganz anders zusammenarbeiten als Paketboten oder Fließbandarbeiter. Um nur wenige Beispiele zu nennen. Und durch die weiter steigende Nutzung des Homeoffice werden diese sozialen Aspekte tendenziell in Zukunft einen geringeren Stellenwert bekommen.

Selbstbestätigung: Jeder Mensch braucht Anerkennung und Wertschätzung. Arbeit kann neben den sozialen Aspekten weitere mentale Bedürfnisse abdecken, darunter Wertschätzung durch Lob und für gute Arbeit. Aber auch Erfolgserlebnisse und gegenseitiger Respekt tragen zur Selbstbestätigung bei, die uns einfach sehr gut tut. Der Grad der Wertschätzung ist dabei stark abhängig vom Arbeitgeber und von Vorgesetzten. Von der Unternehmenskultur und von den gelebten Unternehmenswerten.

Arbeit kann uns zudem auch helfen, einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, indem wir einen Nutzen und einen Wert stiften oder eine Lösung für eine wichtiges Problem durch eine kreative Innovation erschaffen. Ob als Lehrer, Ingenieur oder Künstler. Jeder Beruf hat eine Rolle im größeren Ganzen, die man erkunden sollte.

Selbstverwirklichung: Ähnlich wie im Bereich der Selbstbestätigung kann es Arbeit vielen, nicht allen, ermöglichen, sich selbst zu verwirklichen. Sich zu entwickeln, zu wachsen und insgesamt besser zu werden. Arbeit kann uns auch helfen, unsere Identität, unsere Rolle und unsere Werte zu erkennen und zu bestimmen.

Diese vielfältigen Aspekte können und sollten nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Zum Beispiel kann eine Arbeit mit einem sehr hohen Gehalt, die uns daher ökonomisch mehr als zufriedenstellt, uns gleichzeitig bei anderen Bedürfnissen nicht zufrieden stellen. Oder uns sogar frustrieren oder langweilen. Umgekehrt kann eine Arbeit, die uns sozial oder psychologisch mehr als zufriedenstellt bei einem zu niedrigen Gehalt finanziell nicht zufrieden stellen. Daher ist es für jeden Einzelnen wichtig, eine Balance zwischen diesen Aspekten zu erkennen, um seine Arbeit und die Bedeutung für sich selbst zu beurteilen.

Welchen Stellenwert nimmt die Arbeit im Verhältnis zu anderen Lebensbereichen statistisch ein?

Arbeit nimmt im Leben der meisten Erwerbstätigen einen sehr hohen Stellenwert ein. Laut einer Befragung der Bertelsmann Stiftung [2] kommt die Arbeit bzw. der Beruf gleich hinter der Familie bzw. der Partnerschaft auf Platz zwei im Leben der Deutschen. Gefolgt von Freizeit und gesellschaftlichem Engagement.

Eine besonders wichtige Bedeutung hat die Arbeit dabei für die Gruppe der alleinstehenden, eher männlichen und älteren Befragten. In der Gruppe, in der Arbeit die geringste Bedeutung hatte, befinden sich dem gegenüber häufig Frauen, die in Teilzeit arbeiten und in einer Partnerschaft leben.

Arbeit im Ruhestand – ein Widerspruch in sich?

Vorab die Beantwortung der Frage in der Überschrift: Nein. Natürlich ist Arbeit im Ruhestand kein Widerspruch in sich. Tauschen wir das Wort Arbeit gegen das Wort Tätigkeit aus, dann entsteht sofort ein ganz anderes Bild von dem, worum es hier geht. Nämlich um die systematische Planung der Aktivitäten, also Tätigkeiten in der ersten Phase des Ruhestandes nach Beendigung der offiziellen Erwerbsphase.  Und das Ausloten von Wünschen und Vorstellungen über die Zeit danach. Und dabei kann – nicht muss – Arbeit ein sehr wichtiger Faktor sein.  

Der Ruhestand gilt plakativ als eine Phase des Lebens, in der wir unsere Arbeit beenden, um mehr Zeit für andere Aktivitäten zu haben. Hier werden als typische Beispiele oft Familie, Freunde, Hobbys, Reisen oder das Ehrenamt genannt. Der Ruhestand soll eine Quelle der Freude, der Erholung, der Entspannung und der Freiheit sein. Schöne heile Welt im Sinne derjenigen, die sich wahrscheinlich nie intensiv mit dem komplexen und oft unterschätzten Thema Ruhestand auseinandergesetzt haben. Denn so einfach, wie uns es die Werbung und viele Ratgeber vormachen wollen, ist es nicht. 

Im schlechteren Fall kann der Ruhestand nämlich auch eine Quelle der Langeweile, der Lustlosigkeit, des fehlenden Selbstwertgefühls, des Frustes, der gefühlten Bedeutungslosigkeit, der Einsamkeit, des Gefühls von Verlust bei beginnenden körperlichen Einschränkungen und altersbedingen Krankheiten sein.

Dagegen hilft die bereits angesprochene systematische Planung der ersten Phase des Ruhestandes. Der schwierigste Übergang im Leben aller erwerbstätigen Menschen gelingt den einen gut, den anderen leider weniger gut. Und eine der Fragen, die viele zukünftige Ruheständler dabei zu beantworten haben ist die Frage, ob sie auch in der Rente einer Erwerbstätigkeit nachgehen möchten. Und wenn ja, ob sie beim bisherigen Arbeitgeber arbeiten sollten. Oder sich eine andere als die bisherige Tätigkeit suchen sollten. Eine Ausbildung beginnen sollten. Mit ihren Fähigkeiten und Erfahrungen selbständig arbeiten sollten. Oder ob sie in einen ganz anderen als den bisherigen Beruf unterwegs sein sollten. 

Nach einer Studie des Lehrstuhls für Arbeitswissenschaft an der Bergische Universität Wuppertal[3] gaben 78% Befragten an, dass sie sich unter bestimmten Umständen vorstellen könnten, auch über den Rentenbeginn hinaus zu arbeiten. Schaut man auf die Bedingungen, unter denen die älteren Beschäftigten dazu bereit wären, kommen genau die Faktoren ins Spiel, die Arbeit für die meisten Menschen so attraktiv macht: Wenn man frei bestimmen könnte, wieviel und wann man arbeitet, die Arbeit interessant ist und soziale Kontakte dabei weiter gepflegt werden können oder neu entstehen. Dann könnten sich die Befragten vorstellen, sich längerfristig an den Arbeitgeber zu binden. Auf die Vergütung kommt es den meisten nicht in erster Linie an.

Die Frage aller Fragen, die sich jeder der zukünftigen Ruheständler also für sich persönlich beantworten muss: Möchte ich auch im Ruhestand die Vorteile der Arbeit weiterhin genießen? Der Sinn von Arbeit im Ruhestand hängt dabei sehr stark davon ab, wie wir unsere Arbeit vor dem Ruhestand erlebt haben, wie wir uns auf den Ruhestand vorbereitet haben, wie wir den Ruhestand gestalten und wie wir uns an den Ruhestand anpassen.

Daher an dieser Stelle einige der Fragen, die wir unseren Coachees bei der systematischen Planung des Ruhestandes im Rahmen einer längeren Reflektion stellen, um die wahre Bedeutung der Arbeit im Leben herauszufinden:

  1. Was mögen Sie an Ihrer Arbeit?
  2. Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit besonders Spaß?
  3. Was interessiert Sie an Ihrer Arbeit am meisten?
  4. Was fordert Sie an Ihrer Arbeit heraus?
  5. Was inspiriert Sie an Ihrer Arbeit?
  6. Was möchten Sie an Ihrer Arbeit verbessern?
  7. Was werden Sie am meisten vermissen?
  8. Wie passt Ihre Arbeit zu ihrem jetzigen und zu ihrem neuen Leben?
  9. Wie hilft Ihre Arbeit anderen Menschen?
  10. Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie, Ihre Familie, Ihre Kollegen, Ihre Kunden?
  11. Was sind die positiven Aspekte, die Werte, die Ziele und die Visionen, die Sie mit Ihrer Arbeit verbinden?
  12. Können Sie Ihre Arbeit als eine Möglichkeit sehen, sich selbst zu verwirklichen, zu wachsen, zu lernen und zu helfen?
  13. Können Sie Ihre Arbeit als eine Quelle der Kreativität, der Abwechslung und der Leidenschaft sehen?
  14. Würden Sie weiterhin auch dann noch arbeiten, wenn sie finanziell unabhängig wären?

Arbeiten auch ohne Geld?                                                        

Wer den sehr interessanten Selbstversuch von Frage 14 über die Bedeutung der Arbeit im eigenen Leben starten möchte, der sollte folgende Frage offen und ehrlich beantworten: „Würde ich auch weiterhin arbeiten wollen, wenn ich bei einem Gewinnspiel sehr viel Geld gewonnen hätte und finanziell nicht mehr auf Arbeit angewiesen wäre?“ Wenn ja, unter welchen Umständen? 

Auf diese Frage antworteten bei einer Befragung der Bertelsmann Stiftung [4] immerhin 55% der Befragten zustimmend, wobei mehr Frauen als Männer weiterhin arbeiten würden.  Unterschiede gab es dabei auch beim Bildungsniveau. Personen mit höherem Bildungsniveau hatten eine höhere Neigung zum Weiterarbeiten als diejenigen mit einem niedrigeren Bildungsniveau.

Allerdings antworteten auch 40% der Befragten, dass sie sich in diesem Fall auch nach einem anderen Arbeitsplatz und anderen Bedingungen umsehen würden.

Lebenszufriedenheit der 66-70 jährigen mit Arbeit am höchsten

Abschließend noch eine Statistik zum Thema Arbeiten im Alter, die den zukünftigen Ruheständlern zu denken geben sollte. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft [5] äußern ältere Menschen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen eine höhere Lebenszufriedenheit als ältere Menschen, die dies nicht tun. Innerhalb der älteren Generation sind die 66-bis 70-jährigen, die über die Regelaltersgrenze weiterarbeiten, besonders zufrieden. Dagegen fiel die Zufriedenheit der Frührentner, also der nicht erwerbstätigen im Alter von 61 bis 65 Jahre deutlich ab.  Allerdings wurde innerhalb der Studie nicht erhoben, in welchem zeitlichen Umfang die Arbeit ausgeübt wurde.

Eine weitere Erkenntnis aus der Langzeitstudie: Der Anteil der über 60-Jährigen, die noch im Erwerbsleben stehen, ist in den vergangenen 10 Jahren insgesamt rasant gestiegen. Waren im Jahr 2012 noch weniger als jeder Zweite (47%) der 60- bis 64-jährigen erwerbstätig, war es 10 Jahre später im Jahr 2022 bereits fast jeder Dritte (63%). In dieser Zeit hat sich der Anteil der erwerbstätigen 66- bis 70-jährigen von 11 auf 19% fast verdoppelt.

Fazit

Ob man im Ruhestand weiterhin arbeiten möchte und arbeiten kann, hängt von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Es gibt viele Ruheständler, die nach einem harten, langen und anstrengenden Berufsleben nicht mehr arbeiten wollen bzw. auch nicht mehr arbeiten können. Es gibt auch solche, die aus finanziellen Gründen auch im Ruhestand arbeiten müssen. Bei denjenigen, die eine Wahl haben, rückt die Frage in den Mittelpunkt, welche Bedeutung die Arbeit in ihrem Leben gehabt hat und welche positiven Einflüsse eine wie immer gestaltete Tätigkeit im Alter auf das zukünftige Leben haben könnte.

Sicher und wissenschaftlich unterlegt sind dagegen die vielen positiven Aspekte, die Arbeit auf das Wohlbefinden von Menschen im Allgemeinen haben kann und welche hervorgehobene, und sehr oft vollkommen unterschätzte Bedeutung die Arbeit in Wirklichkeit auf Menschen hat. Dies sollten man bei seiner Entscheidung über erwerbliche Tätigkeiten im Alter erkennen und in Betracht ziehen.